Die Flagge Portugals entwickelte sich in der ereignisreichen Geschichte des Landes von den königlichen Wappenbannern hin zum Symbol des republikanischen Portugal, das 1911 angenommen wurde. Sie wurde immer wieder dem zeitgenössischen Geschmack oder politischen Veränderungen angepasst, aber nie komplett durch ein neues Design ersetzt. Die einzelnen Elemente der heutigen Flagge stammen daher aus den verschiedenen Epochen der Geschichte Portugals. Bei der letzten Änderung, dem Wechsel der Hintergrundfarben von Blau-Weiß zu Grün-Rot, kam es in Portugal zu politischen Streitigkeiten. Unruhen brachen in der Kolonie Portugiesisch-Timor aus, wo die Flagge im alten Design als heilig verehrt wurde.

Neben der Nationalflagge gibt es eine Vielzahl von Flaggen für staatliche Organe und Verwaltungseinheiten, deren Aussehen gesetzlich geregelt ist. Hier finden sich immer wieder Teile und Symbole aus der Nationalflagge und ihren Vorgängern.

Heraldisch ist die Flagge in Grün und Rot im Verhältnis 2:3 gespalten. In dem Dekret von 1911 wird die Flagge wie folgt beschrieben: bi-partida verticalmente em duas côres fundamentaes, verde escuro e escarlate, ficando o verde do lado da tralha („vertikal zweigeteilt in zwei Grundfarben, Dunkelgrün und Scharlachrot, mit der grünen Seite am Mast“).

Ursprünglich waren dies die Farben der republikanischen Bewegung, die sie von der radikal-republikanischen Geheimgesellschaft Carbonária übernahmen, die eine der Wurzeln der Revolution von 1910 war. Die Mitglieder nannten sich Köhler, nach dem älteren italienischen Vorbild der Carbonari. Die Köhler konnten ohne Einschränkung von den Städten in die Wälder gehen, wo die Gesellschaft konspirative Treffen veranstaltete, daher auch ihr zweiter Name: Die Wald-Freimaurer (Maçonaria Florestal). Johannes, dem Schutzpatron der Köhler, waren die Farben Rot und Grün zugeordnet, weswegen auch die wirklichen Köhler und später die Geheimgesellschaft diese Farben benutzten.[3][4]

Zwar gab es auch schon zuvor portugiesische Flaggen mit dieser Farbkombination, doch dienten diese nicht als Vorbild für die heutige Nationalflagge. Für die Bedeutung der Farben gibt es verschiedene Erklärungen. Nach der Geläufigsten aus der Zeit des Estado Novo steht die grüne Farbe für die Hoffnung und die rote Farbe für das Blut jener, die für die Nation ihr Leben gaben. Laut einer anderen Deutung soll die grüne Farbe die eroberten Kolonien darstellen, während das rote Farbelement das vergossene Blut im Kampf symbolisiert.[2]

Die exakten Farbwerte der Flagge sind bisher in keiner offiziellen Institution Portugals geregelt.

Die Flagge ist auf dem Spalt belegt mit einer Armillarsphäre (ein Navigationsgerät in Form einer stilisierten Weltkugel) aus fünf schmalen goldenen Bändern, welche die Ekliptik, den Äquator, die Wendekreise des Krebses und des Steinbocks und einen Meridian bezeichnen, sowie mit einem doppelt so breiten Band von links oben nach rechts unten, das den jährlichen Sonnenumlauf bezeichnet. Die Armillarsphäre, ein persönliches Emblem von König Manuel I. (1495–1521) gilt als Symbol des Zeitalters der Entdeckungen und hat den Durchmesser der halben Höhe der Flagge.

Die Armillarsphäre ist mit einem weiß gerandeten roten Schild mit sieben goldenen kastilischen Burgen belegt, innerhalb derer wiederum belegt mit einem weißen Schild mit fünf blauen Schilden in Kreuzform, jedes mit fünf weißen Münzen 2:1:2. Der Wappenschild ist in verschiedenen Variationen seit 1495 Bestandteil der Flagge. Davor wurde für die Flagge das Wappen in ein Wappenbanner umgewandelt. Der Schild hat eine Breite, die einem Fünftel der Flaggenlänge entspricht und eine Höhe von 7/30 der Flaggenlänge. Armillarsphäre und Wappenschild bilden zusammen das Wappen Portugals.

Da die Nationalflagge durch das Wappen relativ kompliziert ist, gibt es immer wieder vereinfachende und falsche Darstellungen. Am häufigsten wird auf kleinen Piktogrammen einfach eine grün-rote Flagge ohne Wappen oder mit einer gelben Scheibe dargestellt. Größere Bilder lassen manchmal die Armillarsphäre weg, obwohl sie fester Bestandteil des Wappens ist. Ein weiterer häufiger Fehler ist die Verwendung von Türmen statt von Burgen im Wappen.[6]

Über die Flaggen der Gründungszeit Portugals im 12. Jahrhundert gibt es keine zeitgenössischen Quellen. Die meisten Berichte sind 200 Jahre jünger. Berichte über die Flaggen Portugals um 1400 stammen auch erst aus dem 16. Jahrhundert. Quelle ist hier das Nationalepos Portugals, die Lusiaden.[7]

1095 bis 1248 [Bearbeiten]

Das erste bekannte Symbol Portugals war der Wappenschild von Heinrich von Burgund, der ab 1096/97 der zweite Graf von Portugal und Stammvater des ersten portugiesischen Königshauses war. 1095 trug Heinrich im Kampf gegen die Mauren laut der Quellen einen Schild mit einem einfachen blauen Kreuz auf silbernen Grund.[7]

Der Sohn von Heinrich erklärte 1139 nach der Schlacht von Ourique gegen die Mauren die Unabhängigkeit Portugals von dessen Lehnsherren Kastilien und ließ sich als Alfons I. zum ersten König von Portugal krönen. 1143 wurde die Unabhängigkeit von Kastilien im Vertrag von Zamora anerkannt. Bis zu diesem Zeitpunkt führte Alfons dasselbe Schild wie sein Vater Heinrich. Laut einer Quelle von 1908 soll Alfons nach seiner Anerkennung als König als Zeichen seines neuen Status dem Kreuz fünfmal elf silbernen Münzen (besantes oder dinheiros) zugefügt haben.[8] Sie sollen das Münzrecht des Königs symbolisieren.[7]

Zu dieser Zeit war es üblich, die Kampfschäden auf Schilden zu reparieren, anstatt neue Schilde herzustellen. Daher waren Veränderungen in der Heraldik, wie Farbänderungen, der Verlust von Teilen der Symbole oder Abänderungen nicht ungewöhnlich. Der Schild von Alfons I. soll stark beschädigt gewesen sein, als sein Sohn Sancho I. ihn erbte. Das blaue Leder des Kreuzes wurde nur noch von den silbernen Nägeln, die die Münzen symbolisierten, gehalten. Dies führte angeblich dazu, dass das Leder zu kleinen blauen Schilden (den fünf quina) mit je elf Münzen im Zentrum zugeschnitten wurde. Die Spitze von drei der vier äußeren Schilde zeigte zum Zentrum des Kreuzes. Als Bedeutung berief man sich auf die Schlacht Alfons I. bei Ourique, bei der dieser die fünf maurischen Könige der Taifa-Reiche von Sevilla, Badajoz, Elvas, Évora und Beja besiegte und ihnen ihre Schilde abnahm. Sanchos Sohn Alfons II. und Enkel Sancho II. behielten das Wappen bei.[7] Noch heute bilden die fünf Quinas das Zentrum des Wappen Portugals.

1248 bis 1495 [Bearbeiten]

Alfons III. war der jüngere Bruder seines Vorgängers Sancho II. und nicht dessen Sohn. Daher konnte er nach den damaligen heraldischen Regeln nicht das Wappen seiner Vorgänger übernehmen, ohne Änderungen vorzunehmen. Man vermutet, dass er kastilische Burgen in einem roten Rahmen um das alte Wappen aufnahm, weil seine Mutter Urraca und seine Frau Beatrix beide aus Kastilien stammten. Die Anzahl der Münzen auf den Quinas variierte zwischen sieben, elf und sechzehn. Sechzehn Münzen verwendete Alfons III. als Graf von Boulogne. Auch die Anzahl der Burgen wurde nicht festgelegt.[7]

Nach dem Aussterben des burgundischen Hauses im Jahr 1383, wehrte Johann, der Großmeister des Ritterordens von Avis, 1385 in der Schlacht von Aljubarrota die kastilischen Ansprüche auf den portugiesischen Thron ab und wurde als Johann I. der erste portugiesische König des Hauses Avis. Johann nahm das grüne Lilienkreuz seines Ritterordens in sein Banner auf, dessen Enden nun auf der roten Umrandung erschienen und reduzierte die Anzahl der Burgen auf zwölf. In jeder Quina gab es nun sieben Münzen,[7] andere Quellen geben elf Münzen pro Quina an.

Erst Johanns Enkel Johann II. führte 100 Jahre später erstmals das Wappen in seiner heute gebrauchten Form ein. Das Aviskreuz wurde wieder aus dem Wappen entfernt, die Anzahl der Münzen auf fünf pro Quina festgelegt, die Quinas alle mit der Spitze nach unten gedreht und ihre Spitzen abgerundet.[7] Heutzutage sollen die fünf Münzen die fünf Wundmale Christi darstellen. Zählt man kreuzweise die Münzen in den Schilden und zählt die in dem mittleren Schild doppelt, ergeben sich 30 Münzen. Diese stehen für die 30 Silbermünzen, die Judas für den Verrat an Jesus Christus erhielt.[9] Die Anzahl der Burgen wurde auf sieben festgesetzt. In der modernen Deutung symbolisieren sie die sieben Schlachten, die König Alfons III. bei der Eroberung der Algarve und damit der endgültigen Vertreibung der Mauren aus dem heutigen Portugal gewann.[10]

http://de.wikipedia.org/wiki/Flagge_Portugals

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